Man hört Leonard Cohen und weiß: Er war ein Mann der Reduktion. Einer, der nicht viel brauchte, um alles zu sagen, was zu sagen ist. Die Instrumente: minimal und klar. Die Stimme: nur so viel Melodie wie nötig. Der Rhythmus: im Zweifel ein schlanker Walzer. Die Worte: so genügsam und sättigend wie Brot. In Cohens Minimalismus steckt eine Schönheit, die noch viel klarer wird, sobald man seinen nun erschienenen Versband „Die Flamme“ aufblättert. Kein Feuer, nein, eine Flamme, das reicht zum Erhellen.
Zwölf Autor*innen, jüngere wie ältere, haben sich an die Übersetzungen gemacht, darunter großartige Künstler wie Ron Winkler, Nora Bossong oder Klaus Modick. Man sei sich der „freundlichen Vermessenheit“ dieses Unterfangens bewusst, heißt es im Vorwort. Aber, ach. Nicht nur, weil Cohens heilige Kargheit, also seine Essenz, offenbar vielen egal war; die Liste des völlig überkandidelten Vokabulars ist irre lang.
Dazu kommen überraschende Fehler. Wenn ein Mann des Worts wie Cohen von „unspeakable suffering“ schreibt, kann das nie „untragbar“ werden, sondern muss „unaussprechlich“ bleiben. Wenn Cohen eine Tasche entdeckt, wird sie auf Deutsch ausgeschüttet. Wenn bei Cohen Dimensionen unüberschreitbar sind, schneiden sie sich auf Deutsch nicht. Ja, die Übersetzer*innen sind keine Englischprofis. Und ja, es geht meist um poetische Annäherungen an den Urtext. Doch diese hier wirken wie Grenzübertritte.
Zum Glück steht das Original immer direkt daneben.
Wieso das so ein Glück ist, steht in der ganzen Rezension hier.