„Vor der Tankstelle war mein Heimatort vor allem bei Leuten berühmt gewesen, die unter Reisekrankheit litten. Hier hielten sie an und würgten und spuckten, um dann ein besseres Ziel anzusteuern.”
Ausgerechnet in jener Tankstelle, an der außer einer verblichenen Postkarte und drei Konservendosen nur eine Topfpflanze rumsteht, in einem Job festzuhängen, ist so ziemlich das Deprimierendste, was man sich vorstellen kann. Und wenn man die Geschichte über jene Ich-Erzählerin auch noch überschreibt mit einem passiv-agressiven: „Zeig ihnen, wie man Spaß hat”, ist das unterdrückte Schreien dahinter geradezu ohrenbetäubend.
Es ist die Titelgeschichte und Eröffnungserzählung eines ausnahmslos auffallenden Debüts – das keinesfalls in irgendeine Heimatprovinzschublade gehört. Sondern „Das Leiden der jungen Frau am Leben” auffächert in all seinen Stadien. Die Irin Nicole Flattery, Jahrgang 1990, hat etwas mit Seltenheitswert geschaffen: ein ganzes Buch voller Bedrücktheiten, das einen nicht ansatzweise ebenso betrübt zurücklässt.